Die Neugier wecken und stillen

HINTERGRUND / AKTIONSTAG MUSEUMSPÄDAGOGIK

10/04/13 Im ersten Stockwerk des MdM Rupertinum ist derzeit ein Raum mit Überbleibseln der museumspädagogischen Arbeit gefüllt. Die Wörter „Museumspädagogik“ und „Arbeit“ nimmt man jetzt freilich nicht mehr so gern in den Mund, spricht lieber von „Kunstvermittlung“. Der Wissensgewinn soll natürlich mit  Freude zu tun haben.

Von Reinhard Kriechbaum

Es ist wirklich schon dreißig Jahre her, dass die Künstlerin Ines Höllwarth im MdM (damals hieß es nur „Rupertinum“) damit begann, Angebote für junge Menschen maßzuschneidern. Da steckte die Kunstpädagogik hierzulande selbst noch in den Kinderschuhen. Ines Höllwarth war österreichweit die erste festangestellte Museumspädagogin!

Drei Jahrzehnte später sieht es ganz anders aus: Im Museum der Moderne werken Martina Berger-Klingler und zwei weitere angestellte Museumspädagoginnen, zehn bis zwölf Freiberufler unterstützen das Team. In anderen Institutionen sieht es nicht anders aus: Im Salzburg Museum ist Renate Wonisch-Langenfelder die Leiterin dieser wichtigen Sparte in der Museumsarbeit. Zum Zweierteam im Haupthaus kommen weitere Mitarbeiterinnen im Keltenmuseum und logischerweise im Spielzeugmuseum.

Neun Institutionen sind im „Salzburger Arbeitskreis für Museumspädagogik“ vertreten, 35 Mitglieder nutzen die regelmäßig angebotenen Fortbildungsveranstaltungen und Exkursionen. Mit Schmunzeln erinnert sich Martina Berger-Klingler an die „legendäre Reise nach Liverpool“ vor einigen Jahren, „wo uns der Vulkanausbruch aufgehalten hat und wir länger bleiben mussten“. So ein längerer Aufenthalt im angelsächsischen Raum schadet Museumspädagogen überhaupt nicht. In diesen Ländern hat man nämlich schon viel früher mit Jugendarbeit begonnen als im deutschsprachigen Raum. Da konnten und kann man also viel abschauen.

Man habe es – so MdM-Direktor Toni Stooss – mit „einem immer diffuseren Publikum zu tun“, „es gibt also nicht die Zielgruppe“. Kunstvermittlung hat längst nicht mehr ausschließlich Kinder und Jugendliche im Auge, sondern etwa auch Senioren  – und natürlich die Lehrer und Eltern. „Eigentlich beginnt Kunstvermittlung im Elternhaus“, sinniert Toni Stooss. Die steigende Nachfrage nach Museumspädagogik habe auch „mit dem erweiterten Kunstbegriff zu tun“, sagt Stooss, man könne in Führungen „Dinge erfahren, die über den Wandtext hinausgehen“. Ihm ist, daraus macht er kein Hehl, die persönliche Vermittlung von Kunst viel lieber „als Menschen, die wie Zombies mit Audioguide und Kopfhörern im Museum herumgehen“.

Im MdM beginnt im nächsten Jahr bekanntlich eine neue Ära: Da wird im Frühjahr der ehemalige Wasserturm fertig renoviert sein, und in diesem „Amalie-Redlich-Turm“ werden für die Museumspädagogik nicht nur Büros, sondern auch Werkräume eingerichtet. Längst hat man die Methode „einer redet, alle hören zu“ hinter sich gelassen, die Kunstpädagogik hat sich in eine Anleitung zum eigenen Tun verwandelt. Es gibt in Salzburgs Museen im Lauf eines Jahres Workshops sonder Zahl.

026Im Salzburg Museum wird eine „Schul-Karte“ angeboten, die Schulklassen freien Eintritt und freie Teilnahme an Vermittlungsprogrammen ermöglicht (bei Workshops wird ein Unkostenbeitrag eingehoben). 22 Schulen aus Stadt und Land machen von dieser „Schul-Karte“ derzeit Gebrauch. Der Salzburger Museumsverein unterstützt Schul-Aktivitäten von auswärts mit einem Unterstützungsbeitrag von einem Euro pro Reise-Kilometer. Auch das werde gerne angenommen, wissen die Museumspädagoginnen.

025Am 20. April laden die neun Mitglieder des Salzburger Arbeitskreises für Museumspädagogik zu einem gemeinsamen Aktionstag: Kinder und Jugendliche können auf der Festung den „Museumsalltag“ kennen lernen, bekommen in den Mozart-Museen einschlägige Programme serviert. Im Rupertinum gibt es sogar einen Flohmarkt mit Werkstücken, die bei der museumspädagogischen Arbeit entstanden sind. Keltenmuseum, Salzburg Museum, Spielzeugmuseum, Dommuseum bieten Programme und die ARTgenossen sind im Künstlerhaus vermittelnd aktiv.

Ein Außenseiter: Auch Hans Walchhofer, der in Grödig das Radiomuseum betreibt, ist ja höchst initiativ, was das Basteln mit Jugendlichen anlangt. „jeder hat irgendwas Elektronisches eingesteckt“, weiß er – aber wie funktioniert Radioempfang wirklich? „Ein Meter Draht, eine Zange, ein kleiner Schaltplan“ – und schön können sich die Kinder ans Basteln machen. Solche Eindrücke hat man nicht, auch wenn das Handy unterdessen Tuner und Walkman zugleich ist.

„30 Jahre jung – kulturinteressiert, abenteuerlustig und neugierig?“ Aktionstag zum Jubiläum am 20.4.: Zum Detailprogramm
www.museumspaedagogik.salzburg.at,
Bilder: Salzburg Museum / Eva Repolusk (4); MdM (2)