Frischluft für den Waldweg

RUPERTINUM / WIEDERERÖFFNUNG

07/04/22 Ausstellungsbetrieb ist ja schon seit ein paar Wochen, aber seit einigen Tagen ist das im vergangenen Halbjahr sanierte und barrierefrei gemachte Rupertinum auch offiziell wiedereröffnet. Ein Thema waren zum Beispiel die drei Stufen beim Eingang.

Von Reinhard Kriechbaum

Diese drei Stufen kann man jetzt über eine Rampe im Hof umgehen. Und das dafür notwendige kleine Mäuerchen ist eine willkommene Sitzgelegenheit. Daran krankte es bisher in dem schattigen Hof, von dem aus man einigermaßen in Ruhe auf die Betriebsamkeit draußen im Festspielbezirk blicken kann. Auch das Eingangsfoyer wurde deutlich vergrößert und in hellen Farben neu gestaltet. Den Kassenbereich hat man neu gestaltet und ihm gegenüber einen Museumsshop engerichtet. Weil ja der Denkmalschutz viel mitzureden hat in diesem Gebäude, fallen die Eingriffe (Infrastruktur, Sanitärbereich, Gebäudetechnik, Gastrotechnik) ganz wenig auf. Eine 1983 bei der Adaptierung des Rupertinum als Museumsgebäude von Architekt Gerhard Garstenauer an ihren jetzigen Standort transferierte barocke Holzdecke ist nunmehr im Gastraum des neuen Museumscafés 220GRAD zu bestaunen. Sie war bisher verdeckt.

In die Erneuerung des Gebäudes investierten das Museum der Moderne Salzburg und das Land Salzburg gemeinsam über 800.000 Euro, die sich aus Eigenmitteln des Museums und einem Zuschuss des Landes Salzburg – als Alleingesellschafter der Museums-Betriebsgesellschaft – zusammensetzen. Auch die Gastronomen-Familie Macheiner hat als neue Pächterin für die Einrichtung des Lokalbereichs nicht wenig investiertm über 600.000 Euro.

Den kleinen Anhänger im Hof haben nicht die Bauarbeiter vergessen. Ein eingeschalteter Videoscreen steht drauf, deshalb denkt man gleich an Kunst. Mind traffic heißt das Kunst am Bau-Projekt, erdacht wurde es von Werner Reiterer. „In der Projektausschreibung wurde von den Künstler_innen die Entwicklung einer künstlerischen Gestaltung erwartet, die den Zugangsbereich zum Museum der Moderne Salzburg am Standort Rupertinum thematisiert und im Innenhof einen zeitgenössischen künstlerischen Akzent setzt“, heißt es dazu. Zum Wettbewerb waren vier Künstlerinnen und Künstler eingeladen worden. Das Konzept von Werner Reiterer überzeugte die Jury mit „seiner starken Präsenz und Sichtbarkeit“. Die Juroren schreiben: „Die provisorische Anmutung der dauerhaften Installation erzeugt spielerisch eine spannende Diskrepanz und kommentiert damit zeitgemäß die Funktion des Museums.“

Mehrere Sinnsprüche wechseln einander ab, in einem Zehn-Minuten-Loop auf Deutsch und Englisch. Einer davon: „Wir gehen nicht ins Museum um Bilder zu sehen! Wir gehen in Museen um uns selbst zu sehen!“ Wir denken noch drüber nach, ob das der kunstpädagogischen Weisheit letzter Schluss sein kann und soll. Ein anderer Spruch: „Kultur ist die Autobahn, Kunst ist der Waldweg.“ Immerhin kein Holzweg, das stimmt positiv. Ein Tipp von Werner Reiterer: „Holen sie tief Atem und tragen sie Luft ins Rupertinum.“ Auch auf einem Waldweg kann es nie zu viel Sauerstoff geben.

„Philosophische, naturwissenschaftliche und auch kunstspezifische Anzeigen wechseln sich in loser Folge ab und erzeugen – jede für sich – aber gleichzeitig auch als großes Ganzes, so etwas wie eine mentale Skizze unserer individuellen Existenz“, erklärt der Künstler.

Bilder: MdM / Susanne Susanka (1); wildbild (1)