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Wort im Bild

MUSEUM DER MODERNE / HINTERGRUND

18/01/19  Hoffentlich erleben wir das nicht noch in unseren Tagen in unserer Medien-Landschaft unter unserer Regierung: Die Titelseite einer Zeitung von der Zensur geschwärzt, ausgenommen das Wörtchen „und“. Dieses kommt einige Male vor auf der Titelseite der Österreichischen Neuen Tageszeitung vom Dienstag 7. August 1962. Gerhard Rühm hat die Titelseite mit Tusche übermalt.

Von Heidemarie Klabacher

„Dass heute Lügen verbreitet als alternative Fakten gerechtfertigt und der eigenen Auffassung widersprechende Nachrichten als ‚Fake News‘ abgekanzelt werden, macht das Thema Macht der Sprache besonders aktuell.“ Was macht die bildende Kunst mit Geschriebenem? Die Ausstellung Macht der Sprache widmet sich dem Einsatz von Buchstaben, Worten und Texten in Werken von den 1960er-Jahren bis heute.

Ewa Partum, eine der Wegbereiterinnen der Konzeptkunst in Polen überließ es in ihrer Performance Aktive Poesie 1971 den Passanten einer Warschauer Fußgängerzone, „den Buchstaben von einer Seite aus James Joyces Ulysses neuen Sinn und Zusammenhang zu verleihen“.

„Seit Anfang des 20. Jahrhunderts verstärkt und verändert sich der Dialog zwischen Bild und Text: Sprache wird Teil von Form und Inhalt der Kunst. Wörter, Wortfragmente und Texte sind Bestandteil von Bildern und Collagen. In den Werken der konkreten Poesie der 1950er-Jahre wird Sprache zum Material, und in der Konzeptkunst der zwei darauffolgenden Jahrzehnte, in der die Idee zur Kunst wird, ist die Sprache zentrales Medium des künstlerischen Ausdrucks“, so Antonia Lotz, Kuratorin Sammlung Generali Foundation.

Die Ausstellung Macht der Sprache im MdM Mönchsberg präsentiert Werke internationaler Künstlerinnen und Künstler dieser Zeit und setzt diese in einen Zusammenhang mit jüngeren Installationen, Skulpturen und Bildern, in denen Beziehungen von Sprache und Institutionskritik, Diskriminierung oder Genderfragen thematisiert werden, so Antonia Lotz. Sprache beeinflusst das menschliche Denken und Handeln. Wörter können subtil manipulieren, Metaphern können Wahlen entscheiden.

Macht der Sprache ist die zehnte in Partnerschaft mit der Generali Foundation realisierte thematische Sammlungsausstellung am Museum der Moderne Salzburg. „Dies beweist eindrücklich den Erfolg der seit 2014 bestehenden und bewährten Partnerschaft mit der Generali Foundation. Ich freue mich sehr den begonnenen Weg fortsetzen zu dürfen und danke allen Beteiligten, die zur Verwirklichung der Ausstellung beigetragen haben“, so Thorsten Sadowsky, Direktor des Museum der Moderne Salzburg.

Sprache beeinflusst das menschliche Denken und Handeln. Wörter können subtil manipulieren, Metaphern können Wahlen entscheiden. Die Macht der medialen und politischen Sprache zeigt sich immer wieder in der Propaganda diktatorischer Staaten, aber auch in ihrem Einfluss auf die Verwendung von Sprache im alltäglichen Leben. In Zeiten, in denen Lügen als „alternative Fakten“ beschrieben und der eigenen Auffassung widersprechende Nachrichten als „Fake News“ abgekanzelt werden, wirft die Ausstellung einen Blick auf die Darstellung und Verwendung von Buchstaben, Worten und Sätzen in Werken der Sammlungen des Museums seit Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute.

Frühe Beispiele der Verknüpfung von Bild und Text sowie der Visualisierung von Sprache in der bildenden Kunst finden sich in der Sammlung des Museum der Moderne Salzburg in der Reihe Los Proverbios von Francisco de Goya vom Anfang des 19. Jahrhunderts. Hier bediente sich de Goya des Grotesken und Fantastischen als Ausdrucksmittel und zur Darstellung spanischer Sprichwörter. Mit Un Coup de dés des Schriftstellers Stéphane Mallarmé von 1897 ist ein frühes Werk vertreten, das umgekehrt den Text dem Bild annähert. Hier beginnt die Bedeutung des Visuellen in der Literatur, „eine wichtige Anregung für zahlreiche zeitgenössische Künstlerinnen und Künstle, wie verschiedene Werke aus der Sammlung Generali Foundation zeigen“, erläutert Thorsten Sadowsky.

Anfang des 20. Jahrhunderts intensiviert sich der Dialog zwischen Bild und Text. Sprache wird zu einem Bestandteil der Form und zum Inhalt von Kunst. Wörter, Wortfragmente und Texte finden sich vermehrt in Bildern und Collagen. In den Werken der konkreten Poesie der 1950er-Jahre wird Sprache zum Material, und in der Konzeptkunst der zwei darauffolgenden Jahrzehnte, welche die Idee zur Kunst macht, ist die Sprache zentrales Medium des künstlerischen Ausdrucks. Dieser Moment in der Kunstgeschichte stelle einen radikalen Wendepunkt im Umgang mit Sprache dar, der bis heute nachwirkt.

Macht der Sprache – Ausstellung im Museum der Moderne bis 7. April 2019 - www.museumdermoderne.at
Bilder: Generali Foundation (2); Generali Foundation / Stephan Wyckof (1)

 

 

 

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