Es war einmal Rom

GALERIE PAP ART / JOCHEN JUNG

23/04/10 Der Verleger und Autor Jochen Jung hielt sich in den sechziger Jahren für einige Monate in Rom auf, erkundete die Stadt und fotografierte. - Die Galerie Pap Art in der Bergstraße zeigt das Konvolut. Jung hatte als Fotograf einen bemerkenswerten Blick.

Von Werner Thuswaldner

altJochen Jung, geboren 1942 in Frankfurt am Main, hat viele Jahre seines Lebens im Dienst des Residenz Verlags verbracht, dessen Leiter er auch war. Inzwischen führt er seinen eigenen Verlag und versteht es, sich auch als Schriftsteller ins Gespräch zu bringen.  Zuletzt ist von ihm die Novelle „Das süße Messer“ erschienen.

Nun kommt es an den Tag, dass Jochen Jung auch eine Karriere in der künstlerischen Fotografie hätte machen können. Davon kann man sich in der Pap Galerie in der Bergstraße überzeugen, wo am Donnerstag (22.4.) LH Gabi Burgstaller eine Ausstellung mit Fotografien von Jochen Jung sowie neuen bildhauerischen Arbeiten von Zoltan Pap eröffnet hat. Das Stichwort „Rom“ verbindet die Fotografien und die Skulpturen.

Wie Jung selbst sagte, habe er den Fotografien keine größere Bedeutung zugemessen und im Lauf der Jahre darauf vergessen. Eine Bestandsaufnahme habe sie wieder ans Licht gebracht. Es stellte sich heraus, das Jung damals nicht wie ein Tourist fotografierte, dem es vor allem um „Sehenswürdigkeiten“ geht. Vielmehr scheint es ihm damals darum gegangen zu sein, das eigene Sehen mit Hilfe der Kamera zu schulen. Wohl kommen etwa die Kollonaden von St. Peter ins Bild, aber es wird ihnen nicht kunsthistorisch gehuldigt, vielmehr werden sie mit dem einfachen Alltag, der sich davor abspielt, kontrastiert. Jung hat ein Auge für Strukturen, etwa die steinernen Säulen eines Geländers, übereinander gestapelte Holzkisten oder eine geschundene Mauer. So manches Architekturdetail, wie zum Beispiel Torbögen, deuten Erhabenheit an, die Aura des Bildganzen signalisiert dagegen Verfall und Vergänglichkeit. Ein Blick in einen Hinterhof fängt die reine Tristesse ein, aber da steht inmitten die Büste einer wohl proportionierten Frau mit zur Seite geneigtem Kopf, und durch sie bekommt das Bild eine ganz andere Wertigkeit.

Die Schwarz-Weiß-Fotografien beweisen einen instinktsicheren Blick für Kontraste, das Licht sorgt für die plastische Durchbildung eines jeden Motivs. Man denkt an die großen Meister der Gruppe „Magnum“.

Zoltan Paps Hauptbeitrag zum Rom-Thema ist eine Darstellung der Wölfin, die Romulus und Remus zeigt, die der Sage nach  753 vor der Zeitrechnung die Stadt Rom gegründet haben. Die Arbeitsweise Paps, für die Kupferblech das Ausgangsmaterial ist, bedingt einen ganz speziellen Ausdruck. Die grünspanfarbene, hochbeinige Wölfin ist ein kräftiges Tier, die Anatomie ist deutlich ablesbar. Die beiden Knaben – hier folgt der Künstler eher der Tradition – sind nicht säugende Kleinkinder, wirken nicht täppisch, sondern wie Akteure einer symbolischen Handlung.

Bis 6. August in der Galerie PapArt, Bergstraße.
Bild: Jochen Jung