„ug ug ug ug“ (oder waren es fünf – ugs?)

HINTERGRUND / PERISCOPE

02/03/10 „Raus aus der Bude, rein in die Natur“: So könnte man die "installative Versuchsanordnung" KOOPERATIONEN von Gunda Gruber und Franz Bergmüller im pericope-Raum in der Lasserstraße umschreiben.

Von Nic Henseke

periscope ist eine Künstlerinitiative, die für (ab-)bildende Kunst einen Raum geschaffen hat und das im Sinne des Wortes: Die Veranstalter stellen den Raum und die Künstler die Kunst. Das periscope ist mehr ein Kaleidoskop, welches ständig die Ansicht wechselt. So verändert sich der Raum, je nach Künstler, der diesen gerade gestaltet.

Aufgrund des nicht ganz konventionellen Charakters (der Raum als Gesamtkunstwerk) sind die Exponate schwer verkäuflich. Dennoch verlangt man bei dieser Plattform für Besucher kein Eintritt und ist überhaupt nicht kommerziell.

Fünf bis sechs verschiedene Veranstaltungen finden hier pro Jahr statt. Die Künstler stehen auch im Austausch mit Deutschland, vor allem mit Kassel, wo ein ähnliches Projekt statt findet (Stellwerk). Auf diese Weise soll sich ein Künstlernetzwert etablieren, dessen Teilnehmer sehr unterschiedliche Medien und Stile verwenden - ein Treffpunkt mit Szenecharakter also, wo neben Betrachtung von Kunstwerken auch Musik gehört werden kann. In diesem kleinen Kreis kann man mit den Veranstaltern und Akteuren selbst ins Gespräch kommen. Als Performance art kann man diese Kunst beschreiben, oder wie es die Veranstalter selbst nennen, installative Versuchsanordnung. Die Kunst kann nur in der Situation erlebt werden, danach verschwindet sie, wird ausgetauscht. Die aktuelle Ausstellung wird von Gunda Gruber und Franz Bergmüller gestaltet.

Bereits beim Betreten des Ausstellungsraums hält man erst einmal unwillkürlich den Kopf schief, denn Oben und Unten sind keine Beschränkung für die Beiden. Perspektivenwechsel ist angesagt, manche Bilder sind verkehrt herum gezeichnet, oft nur in Fragmenten vorhanden. Unterstrichen wird die Performance durch eigenwillige Klänge.

Neben Fotografie und Malerei wird auch mit Musik oder Video gearbeitet. Das Video der „Wohnungstarzan“ im Originaltitel „ug ug ug ug“ (oder waren es fünf – ugs?) entstand in einer kleinen beengenden Wohnung. Abbildungen an der Wand sind schwarz und weiß gehalten und durchbrochen von Fotografien. Geometrisches ist mit Konkretem gemischt und übereinander gemalt. Jeglicher Stil wird hier zum Stilbruch, rivalisiert miteinander und entzieht sich einer klaren Linie.

Über dem Ganzen prangert ein Schild „Naturalismus“. Ob es ein Stil oder Philosophie sein möchte, möchte man beim Künstlergespräch. Doch das Künstlerduo entzieht sich jeglicher Stellungnahme, erklärt wohl kurz die Herstellungsmittel, lässt sich aber nicht zu einer Deutung bewegen.

„Unsere Kunst kommt aus unserem Leben, nicht aus einer Theorie“, meint Franz Bergmüller und Gunda Gruber ergänzt ein wenig schüchtern: „Eine intime Diskussion entsteht nicht vor Publikum.“ Schade eigentlich, da ein Künstlergespräch sprechende Künstler benötigt. Einer der Veranstalter (Stefan Heizinger) wagt dennoch eine Interpretation des Mottos und formuliert es als Frage: „Wie viel Natürlichkeit hat der Mensch in seinem Wohnbereich?“ Und kommt so der Sache vermutlich schon recht nahe.

So bleibt zu sagen, dass die kleine Community und das hautnahe Erleben von Künstlern und Kunst den besonderen Charme der periscope Aktion ausmachen.

Zu sehen bis 21. März Freitag, Samstag und Sonntag jeweils von 18 bis 22 Uhr, und nach Vereinbarung im "periscope:project:space" Lasserstr. Tel: 0 676 704 2566; Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! ; http://web.mac.com/dobbey/website_periscope/home.html
Bilder: dpk-hen