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Begegnung mit fremden Freunden

MUSEUMSPAVILLON / ASYL-SUCHE

08/07/11 Ein kleines Stück „Asyl-Gefühl“ wollte Organisatorin Gloria Zoitl den Teilnehmern des Kunst-Symposiums im Zwerglgarten-Pavillon praktisch nahebringen. Dreizehn Künstler aus drei Ländern machten sich ans Werk.

Von Iris Melcher

altZoitl hatte den Teilnehmern am Symposion „Asyl-Suche“ vorgeschlagen, nach einiger Zeit im Zwerglgarten-Pavillon mit Kollegen in der Gruppe zu tauschen. Doch es kam anders: „Alle planen, etwas zu installieren und wollen nicht mehr weg von ihrem Platz.“ Heute, Freitag (8.7.) mündet das Symposion ab 18 Uhr in die Ausstellung mit dem Titel „Asyl-Suche, eine mobile Raumskulptur“.

Die Künstlerin Gloria Zoitl sieht im Ausstellungsmotto ein Stück Weltgeschehen im Kleinen: „Wenn man nicht gezwungen wird, verlässt man ungern seinen angestammten Platz.“ Antonio Manfredi aus Neapel erlebte selbst eine Heimatsuche der besonderen Art, denn er bat für sein Museum, das der Mafia missfiel, bei der deutschen Kanzlerin Merkel um Asyl.

altMöglicherweise gewinnt man bei einem Symposium neue Freunde. Die Regensburger Künstlerin Renate Christin hält es für realistisch, dass „Fremde – Freunde“ werden und nennt auch ihr Tagebuch so, das in Salzburg entsteht. Während Rayk Amelang aus Regensburg ruhig alle Gesichter von rund 90 Personen übermalt, die er auf der Straße fotografiert hat („das Bemalen nimmt ein Stück Identität“), konzentriert sich Christoph Merker aus Berchtesgaden auf sein Stanley-Messer.

altInspiriert von einer Buchbesprechung für den „Berchtesgadener Anzeiger“ und einer Geschichte über den jüdischen Friedhof bei Salzburg arbeitet Merker an einem „Asyl für ein Denkmal“. Denn in der jüdischen Gemeinde von Salzburg kamen 230 Mitglieder während des Holocaust ums Leben – und Salzburg vergaß die jüdischen Opfer auf den Erinnerungstafeln. Christoph Merker skizzierte 230 Blumen, die er sorgfältig ausschneidet und als weiße, zarte Erinnerungsschatten auf die Wand klebt. Die Arbeit mit zwölf weiteren Künstlern empfindet er als sehr fruchtbar, „die Gemeinschaft steht im Vordergrund. So eine Erfahrung macht man sonst nicht.“

Wenige Meter entfernt bläst der Traunsteiner Künstler Helmut Mühlbacher Luft in Plastikkissen. Jedes Kissen beherbergt ein winzige Figur, Prototypen des Bildungsbürgers, Sportlers, Traditionalisten. Jeder einsam und isoliert. Diese Gebilde, die mit einem Nadelstich zum Platzen gebracht werden könnten, kreisen um eine riesige Winke-Katze, die mit ihrer Pfote auf einen kleinen Globus tippt. „Das Seifenblasen-Dasein soll auf unsere Verletzlichkeit hinweisen und die asiatische Katze als Symbol für Geld und Wohlstand das Ende des Wachstumsdenkens andeuten“, sagt Mühlbacher. Für einen kleinen Aufruhr sorgte der zweite Berchtesgadener Peter Karger gleich zu Beginn des Symposiums. Er hatte einen großen Karton mit der Aufschrift „Asyl für Jedermann“ und erdig gemalten „Totenmasken“ vor die Tür gestellt – und prompt das Missfallen von Passanten erregt. Der Tod als letztes Asyl für Jedermann, ein Beitrag, der unter die Haut geht.

Die Ausstellung im Zwerglgarten-Pavillon im Mirabellgarten ist ab heute, Freitag (8. 7., 18 Uhr) bis 12. Juli zu sehen. Täglich von 14 bis 18 Uhr geöffnet.
Bilder: dpk / Iris Melcher

 

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