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„Wir wissen, wen wir hassen“

UNIVERSITÄT MOZARTEUM / ÜBER(S) KREUZ

22/04/11 Besser Gipfelkreuz als Kreuzweh: Die Klasse von Ruedi Arnold an der Universität Mozarteum zeigt – stimmig  rund um Ostern –, was für Assoziationen junge Leute zum Thema „Über(s) Kreuz“ haben. Im Foyer der Universität Mozarteum und in der Studentengalerie „Das Zimmer“.

Von Reinhard Kriechbaum

altFeministische TheologInnen werden ihre Freude haben mit dem „Ursprung der Welt“ wie Oliver Gogl sieht: eine klassische Steinbildhauerarbeit, eine Paraphrase auf das berühmte Ölbild von Gustave Courbet mit gleichem Titel,  zeigt den Schoß einer Frau. Gleich in der Koje daneben ein Video von Daniel T. Toporis: Ein Mann ist angehalten, die Arme wie ein Gekreuzigter vom Körper altwegzustrecken, was nach längerer Zeit stark an der Kondition zehrt. Veronika Wasserbauer hat die Kreuzform in einem Autobahnknoten aufgespürt, aber auch Besteck kreuzförmig hingelegt und mit Kelch/Patene eine Art liturgischer Situation geschaffen. Originell die Reduktion von Amira Willen: Auf einer Holzwand sind Rohrschellen so montiert, dass man sich vorstellen könnte, einen Menschen darin einzuspannen, also zu kreuzigen ohne Kreuz.

Es ist erstaunlich, wie offen in der Bildhauerklasse von Ruedi Arnold gearbeitet wird. Da hat im Prinzip jede Technik Platz, vom Video bis zu Mixed-Media-Arbeiten. Übersprudelnd der Gedanken- und Assoziationsfluss von Hanna Weichselbaum, die Frosch und Zitrone kreuzen will und in Cartoons, ironischen  Texten, Modellen und sogar einem Interview mit einem „Wissenschafter“ auf Video die Optionen dieses altneuen Wesens ausmalt. Daniel Öttl hingegen ist zu „Kreuz“ das Drehkreuz in einem Einkaufszentrum eingefallen, eine zeichnerische Video-Animation.

Hanna Vulcana Kriechbaum wollte eine Kreuzform aus vier 500-Euro-Scheinen legen und sinnfällig machen, dass Kirche auch mit Geld zu tun hat. Mangels Eigenkapital ist es aber beim Wunsch (und der Entwurfszeichnung) geblieben. Geborgt hat ihr auch keiner so viel Kohle.

altInes Ruiss lässt als „Kreuze“ sechszackige Sterne lose oder in einem Haufen herumliegen. Nahe am klassischen Kreuz als Instrument der Hinrichtung ist Erich Arrer: Er hat einen metallenen Wäscheständer zur Kreuzform deformiert, und mit Kluppen dran aufgehängt ist ein T-Shirt mit dem Schriftzug „Wir wissen, wen wir hassen“.

Gruppenausstellung „Über(s) Kreuz“. Bildhauereiklasse Ruedi Arnold. Im Foyer der Universität Mozarteum und in der Studentengalerie „Das Zimmer“. Bis 29. April.
Bilder: dpk-krie

 

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