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Das Spießbürgertum - ein Spiel?

LEICA GALERIE / WESTERMANN, ATTERSEE

25/08/10 Attersee zu kaufen, zu sammeln - das ist etwas, was auch einem (wert)konservativen Kunstsammler zumutbar und jederzeit zuzutrauen ist. Könnte es sein, dass der Mensch dahinter auch nicht wenig "bürgerlich" ist?

Von Reinhard Kriechbaum

altSiebzig Jahre alt ist er heuer  - und so gibt es derzeit in Salzburg gleich zwei Ausstellungen für Christian Ludwig Attersee: Für die eine, in der Leica-Galerie am Mirabellplatz, hat er ein paar Fotografien übermalt. Und bei Heike Curtze im Studentenhaus (Philharmonikergasse) zeigt er Bilder, die ihn als einen ausweisen, der auch auf die Religion ein wenig ironisch, gelegentlich sogar ein bisserl spöttisch blickt: "Er gab uns die Flasche und den Glauben".

Auch in der Leica-Galerie taucht ein solches Motiv auf, "Pinselchrist": Das Porträt von Kurt-Michael Westermann zeigt Attersee mit einem Pinsel zwischen den Zähnen. Und drumherum ein paar Kreuze ... Zur Provokation taugt so etwas natürlich nicht, nicht mal an einem einschlägig vorbelasteten Ort wie Salzburg. Überhaupt: Hat Christian Ludwig Attersee eigentlich jemals bei irgendjemanden anecken können oder auch nur wollen? Man kennt seine poetischen Malerei-Erfindungen mit ihren kleinen ironischen Apercus, altdie eher im Betrachter Assoziationen auslösen, als dass sie vom Maler selbst insistierend eingebracht wirkten. Das Spießbürgertum - ein Spiel?

Die Fotoausstellung in der Leica Galerie bestätigt den Verdacht, dass da ein etwas biederer Bürger für seine bürgerliche Klientel recht leicht bekömmliche Kunst macht. Drei Jahrzehnte lang nämlich hat der Leica-Fotografe Kurt-Michael Westermann Christian Ludwig Attersee begleitet - auf Reisen zu seinen Ausstellungen und im privaten Leben. So ist eine Art fotografisches Tagebuch gewachsen, das anlässlich der Ausstellung in der Leica Galerie Salzburg im Christian Brandstätter Verlag erschienen ist. Wir sehen den Herren mit Gitarre und Cowboyhut, aber eher ist die Krawatte sein Erkennungszeichen. Sehr ordentlich wikt er auch vor dem Ferienhaus am Semmering. Gelegentlich sieht man ihn mit Künstlerfreunden, mit André Heller oder sogar mit Hermann Nitsch. Die anderen waren alle mal für Aufregungen gut, Attersee selbst ist ein freundlicher, fantasievoller Maler geblieben, der sich auch den Surrealismus irgendwie so anverwandelt hat, dass die Ergebnisse ins bürgerliche Wohnzimmer passen.

Eigentlich müsste die Schau in der Leica Galerie ein Verkaufshit sein zu Festspielzeiten. Approbiert als einer der Namhaften in Österreichs Kunstszene ist Attersee ja. Die von ihm übermalen Bilder stehen alle über Eck. Das ist schon ziemlich aufsässig für seine Verhältnisse.

Bis 28. August in der Leica Galerie. Ab 31. August bis 30. September sind wieder die Stzädtebilder von H.G. Esch zu sehen. - http://de.leica-camera.com/culture/galeries/gallery_salzburg
Bilder: Leica Galerie

 

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