Neues und einige alte Bekannte

KUNSTMESSE "ART SALZBURG"

18/08/10 Viel weniger "Messe" als großzügige Verführung - das ist der Eindruck von der "Art Salzburg" in der Residenz. Mit dreißig Ausstellern ist die einwöchige sommerliche Kunstmesse ja auch deutlich luftiger bestückt als das Salzburger Kunsthandels-Flaggschiff zu Ostern.

Von Reinhard Kriechbaum

altAlfons Walde dutzendweise, das käme auf dem sommerlichen Kunst- und Antiquitätenpodium wahrscheinlich nicht so an. Man hat es im Sommer mit einem buntscheckigeren Publikum zu tun. Auch Thomas Salis, einer von drei Salzburger Ausstellern auf der "Art Salzburg", beschreibt diesen Unterschied und verweist auf die "lange spezifische Osterfestspiel-Tradition", die logischerweise auch das Publikum für die - zu Ostern die gesamte Festspielzeit parallel laufende Kunst- und Antiquitätenmesse geprägt habe.

Auf der "Art Salzburg" hat man es jeweils mit einem Publikumssegment zu tun. In der Woche nach Ferragosta wohl nicht mit dem Schlechtesten. Aber man mischt mit diesem Termin (heuer: 15. bis 22. August) zeitlich nicht mit beim Promi-Auftrieb, in den Tagen der Society-Betriebsamkeit, wie sie die erste Festspielhälfte auszeichnet.

Zwei Drittel der Aussteller kommen aus Deutschland und der Schweiz. Weniger als die Hälfte der Galerien ist auch zu Ostern vertreten, das heißt: Das Galerien-Portfolio ist doch ganz anders. An manchen Ständen trifft man ja doch die vertrauten altHändler-Gesichter und man begegnet auch vertrauter Kunst-Ware. Bei dem auf Fotografie, auf Vintage Prints spezialisierte Johannes Faber wartet so manche jugendstilige Pretiose (etwa von Rudolf Koppitz) auf einen Käufer, und auch Eduard Steichens prominentes Porträtfoto von Richard Strauss ist noch zu haben. 420.000 Euro kostet es - und das verwundert sogar an einem Stand, in dem sich das Angebot im fünfstelligen Euro-Bereich bewegt.

Wer die Kunstmesse betritt, wird gleich von sehr verschiedenartigen Dingen gefangen genommen. Gleich linker Hand hat Salis & Vertes eine attraktive kleine "Sonderschau" mit Arbeiten von Fernand Leger und Serge Poliakoff eingerichtet. altDie allein lohnt schon den Besuch, auch wenn man nicht kaufen will. Rechter Hand gleißen die Pretiosen, die die Sachmuckgalerie La Serlas (Zürich) bereithält. Und Röbbig (München) führt einen gleich hinein in die barocke Wohn- und Ausstattungskunst, mit Möbeln, Gemälden, Porzellan und dergleichen. Ein Blickfang im Carabieri-Saal sind natürlich die Ikonen von Brenske. Einige Monats- und sogar eine ganz rare Jahres-Ikone (Russland, 18. Jahrhundert) versammeln orthodoxe Heilige sozusagen zum Gipfeltreffen.

Dass die beiden anderen Aussteller (neben Salis & Vertes) sich ganz popig geben - die Galerie Getreidegasse hat sich im Kaisersaal eingerichtet, und die Galerie Budja macht sich ganz besonders breit mit ihrem Angebot an klassischer Pop Art - ist auffällig und spiegelt wahrscheinlich die vermuteten Publikumserwartungen altan die Art Salzburg. Eine Galerie wie das Weihergut, ständiger Gast zu Ostern, hätte hier wahrscheinlich nicht so gute Karten. Man ist hier generell "populärer" (was den Geschmack, nicht was die Geldbörse betrifft) als die Kollegenschaft zu Ostern.

Natürlich gibt es bei den Gemälden ordentliche Offerte an klassischer Moderne. Die Galerie Rhomberg hält eine konzentrierte Akt-Auswahl von George Grosz bereit (Arbeiten auf Papier durchwegs), und gleich nebenan im Weißen Saal, bei Schütz-Antiquitäten, finden sich feine Aktzeichnungen von Kolo Moser. Eine Ölskizze Hans Makarts (Lilly’s Art, Wien) interessiert natürlich speziell in Salzburg - aber generell ist die "Art Salzburg" nicht primär auf österreichische Kunst ausgerichtet. Die Suche nach dem Biedermeier à la Alt und Gauermann - immer ein starkes Thema zu Ostern - erbringt hier wenige Treffer. Gustav Klimt, Egon Schiele und Oskar Kokoschka  gibt's natürlich, aber auch nicht so zahlreich wie man es zu Ostern gewohnt ist.

Die "Art Salzburg" dauert noch bis 22. August. - www.artsalzburg.info
Bilder: www.artsalzburg.info