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Was in Salzburg an Kunst entsteht

KUNST IM TRAKLHAUS / KUNSTANKÄUFE 2020-2022

02/12/22 Diese Mona Lisa sieht aus, als hätten sich Klima-Aktivisten an ihr angeklebt und als habe sie nun einige Reinigungsprozesse hinter sich. Kann natürlich nicht sein. Nicht nur, weil Leonardo da Vinci gewiss nichts zu suchen hat im Trakl-Haus.

Die Zigarettenkippen und die Aschenbrösel, die Manfred Grübl auf dieser desolaten Mona Lisa positioniert hat, verraten auch: Da sind ganz andere Proportionen im Spiel-. Die Dame aus dem Louvre hat da wohl als Aschenbecher-Motiv herhalten müssen, ist also tatsächlich arg missbraucht worden – wenn auch nicht von Umwelt-Freunden.

Ein auffälliges Werk von sehr vielen. Auch nur die repräsentativsten Arbeiten zu würdigen ist ein Ding der Unmöglichkeit angesichts einer Schau, die so viel Verschiedenartiges enthält. In der Landesgalerie Kunst im Traklhaus geht es in diesen Monaten um die Kunstankäufe des Landes seit 2020. Solche Erwerbungen sind eine nicht unwichtige Förderschiene. In den Corona-Jahren hat man dafür mehr Geld locker gemacht als zuvor, um den Schaffenden im Lande unter die Arme zu greifen. Das ist der Grund, dass man jetzt so viele Bilder, Fotoarbeiten, Skulpturen herzeigen kann, dass es für zwei Präsentationen reicht. Die erste läuft Ende kommender Woche (am 10.12.) aus, die zweite wird noch vor Weihnachten, am 21.12. eröffnet.

Seit den 1950er Jahren sammelt die Salzburger Landesregierung Kunstwerke. Seit 1995 ist, immer für drei Jahre, eine dreiköpfige Fachjury dafür zuständig. Das waren zuletzt der kürzlich aus dem Amt geschiedene Leiter des Museum der Moderne Salzburg, Thorsten Sadowsky, die ehemalige Kunstvereins-Leiterin und jetzige Direktorin des Lentos in Linz, Hemma Schmutz, und die ehemalige Präsidentin des Salzburger Kunstvereins Elfried Wimmer-Repp. Also Leute, die einen guten Blick auf die Vielfalt des Salzburger Kunstschaffens haben. Diese zu spiegeln, darum geht es ja. Übrigens hat seit 2018 das Museum der Moderne die Kunstsammlung des Landes in Obhut, sprich ins neue Lager in Guggenthal übernommen. Der Leihverkehr wird neu geregelt. Viele dieser Ankäufe landen ja in Büroräumen von Politikern und Landesbediensteten.

Wo anfangen und wo aufhören also bei so viel Unterschiedlichem? Wenn es um die Größe geht, muss man mit Bernhard Gwiggners Paraphrase auf Thoraks Paracelsus-Statue im Kurgarten beginnen. Wo Thora ist ein kubistischer Nachbau in Originalgröße, allerdings aus Styropor-Quadern. Ganz klein die Herbariums-Kästchen von Annelies Senfter. Für Asking the Tries hat sie Blätter aus einem Garten, der Alma und Arnold Rosé gehörte, getrocknet. Mit in die Glaskästchen kamen Texthinweise aufs Schicksal dieser jüdischen Prominenten aus der Wiener Kulturszene.

Die Schau taugt wirklich zu einer Anthologie Salzburger Gegenwartskunst, gemeinsam mit der zweiten Folge werden so ziemlich alle Namen versammelt sein, die hier und manchmal auch überregional etwas gelten. Irene Andessner hat sich selbst in einer Fotoarbeit in eine Reihe von lebensgroßen Steinstatuen hineinkopiert. Als exotische Fischerin steht sie neben ihnen auf einer Balustrade, ein Wien-Suchbild der besonderen Art.

Viel Fotografie ist beieinander. Angelika Wienerroither hat sich für Utopia wohl von der Black Lives Matter-Bewegung inspirieren lassen. Thomas Hörl, der seit Jahren Motive der Pinzgauer Tresterer verarbeitet, tut dies auch in seiner Montage Tresteresie. Ein Männerbrauch in LBTQ-Zeiten? Reinhard Mlineritsch hat Bauruinen fotografiert, alte Gebäude, die irgendwie erweitert und auch irgendwie verschandelt wurden. Auf der Fassade eines ehemaligen Bauernhauses in Liefering erkennt man noch Lüftlmalerei. Ein anderer Fotohof-Bildkünstler, Kurt Kaindl, hat sich in der eigenen Institution umgeschaut und bietet in seiner Serie Wo die Bilder wohnen ungewöhnliche Motive aus dem Dia-Archiv des Fotohofs. Gretl Thuswaldner hat sich mit der Kamera auf Suche nach Baudetails auf dem Salzburger Flughafen begeben. Nicht wenig spektakulär, wenn man einen Blick für Ausschnitte hat.

Müde geworden? Die roh aus Bugholz-Resten  zusammengezimmerte Dreier-Bank von Friedrich Rücker fordert zum Nachdenken drüber auf, ob hier Kommunikation gefördert oder verhindert werden soll.

Kunstankäufe 2020-2022 – Teil 1 noch bis 10. Dezember, Teil 2 von 21. Dezember bis 4. Februar 2023 in der Landesgalerie „Kunst im Traklhaus“ – www.traklhaus.at
Bilder: dpk-krie

 

 

 

 

 

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