Der Mythos im ufernahen Chlorophyll

GALERIE RUZICSKA / AXEL HÜTTE

29/07/10 Das Wort "Impressionismus" fällt einem sofort ein vor den fotografischen Arbeiten von Axel Hütte. Das hört er freilich nicht so gerne, heute sagt man lieber "Medien-Reflexion", wenn die Fotografie versucht, malerische Effekte zu erreichen.

Von Reinhard Kriechbaum

Wie auch immer: Die Sache ist eine hoch poetische. Für seine Werkserie „Towards the Wood“, die zwischen 2002 und 2009 entstanden ist, begab sich der Künstler nicht bloß in den Wald, sondern speziell ans Ufer von Teichen und Tümpeln, in denen sich der Wald spiegelt. Diese Spiegelungen hat Hütte fotografiert, aber die Abzüge dann doch wieder um 180 Grad gedreht. Uns wird also vorgegaukelt, dass wir tatsächlich in den "echten" Wald hineinschauen.

Freilich sind die Spuren des Wassers - die Kräuselungen, die Reflexionen - einmal dominanter und dann wieder unterschwelliger im Bild. Und eine Wasser-Spiegelung ist von Natur aus irgendwie "malerisch", also in den Konturen weicher, als wenn man direkt ins frische Grün fotografieren würde. Die kleinen Irritationen machen den Reiz aus: Da wirken auf einem Blatt die Wasserkräusel wie Nebelschwaden, und auf einem anderen macht der schwimmende Blütenstaub eine Stimmung wie Wölckchen. Im Winter hat Axel Hütte auch fotografiert, das sich gerade auflösende Eis und die farblose Natur kontrastiert zu wie zwei oder drei bunten Blätter, die sich aus dem Herbst herübergerettet haben.

Einmal hat es zu regnen begonnen, und deshalb ist die am Ufer sitzende nackte Dame deutlich getupft. Ja, Aktmodelle tauchen auch einigemale auf in diesen Spiegel-Fotos. Die Damen wirken zwischen dem üppig-magischen altGrün wie jugendstilige Mythen-Wesen, zwischen dem Schilf, Blättern, Ästen und Baumstämmen. Wir alle kennen Geschichten von Nymphen, Wasserfrauen und dergleichen, und angesichts dieses Ambientes von wassernahem Chlorophyll unterschiedlichster Art stellen sich fast zwangsläufig einschlägige Assoziationsketten ein.

Was wesentlich ist: Axel Hütte, der in den siebziger Jahren in der Klasse von Bernd Becher an der Düsseldorfer Kunstakademie studierte, fotografiert analog, und es wird nichts nachbearbeitet. Wir haben also echte Spiegelbilder und keine Fotomontagen vor uns. Das möchte man gar nicht glauben.

Bis 14. August in der Galerie Ruzicska, Faistauergasse 12. - www.ruzicska.com
Bilder: www.ruzicska.com