Stille Ängste im Tumult

SCHAUSPIELHAUS / SUPERGUTE TAGE

24/05/16 Die Welt des Christopher Boone ist sonderbar und anders. Das Ensemble des Schauspielhauses zeigt mit „Supergute Tage“ ein berührendes Jugendstück über Neugier, Mut und die wunderbare Chance, unsere Welt mit anderen Augen zu sehen. Premiere war am Montag (23.5.).

Von Thomas Weiss

Für Christopher Boone ist die Welt sonderbar, aber doch so geheimnisvoll und spannend. Weil er unter dem Asperger-Syndrom leidet, will er auch nicht berührt werden, hat Angst vor fremden Situationen und fremden Menschen – und ist dabei ein sehr intelligenter Junge, der alle Primzahlen bis 7507 und alle Hauptstädte der Welt kennt. Christopher Boone lebt in einer englischen Kleinstadt bei seinem Vater, weil seine Mutter an einem Herzinfarkt gestorben ist. Zumindest hat man ihm das so erzählt.

Eines Tages findet er den Hund seiner Nachbarin mit einer Mistgabel aufgespießt tot im Garten. Weil die Polizei, nachdem sie Christopher verdächtigt hatte, nicht gut genug ermittelt, begibt er sich selbst auf die Spurensuche und versucht herauszufinden, wer den Hund Wellington umgebracht hat.

Obwohl ihm sein Vater verbietet weiter Nachforschungen anzustellen, gelingt es ihm, das Rätsel zu lösen. Nebenbei erfährt er auch noch die für ihn verstörende Wahrheit über seine Eltern - was ihn dazu bringt alleine nach London zu reisen. Er schafft es, aus seinen Ängsten auszubrechen, spricht mit Fremden, fährt alleine mit dem Zug und meistert seine Abschlussprüfung in Mathematik mit einer Eins. Und er weiß, dass er ab sofort alles schaffen kann...

Paul Hofmann-Wellenhof (Jahrgang 1995) gibt im Schauspielhaus einen ausdrucksstarken Christopher und lässt das Publikum einen verträumten, neugierigen aber auch ängstlichen jungen Mann erleben. Als Verstärkung werden ihm von Regisseurin Petra Schönwald vier vielfältig eingesetzte Spielemacher an die Seite gestellt. Diese sind oft Teil seiner inneren Monologe und bekräftigten als innere Stimmen das Durcheinander in seinem Kopf.

Ein einfaches schwarz-weißes Outfit (Kostüme Agnes Hamvas) erlaubt es, immer wieder in verschiedene Rollen einzutauchen: denkbar einfach verständlich gemacht mit Kopfbedeckungen, Schals oder einem Pullover. Und wie gekonnt man zum Beispiel mit nur vier Schauspielern den Tumult einer Großstadt nachstellt! Großartig.

Die von Fabian Lüdicke entworfene Bühne, die hauptsächlich aus kubischen Elementen besteht, erinnert ein wenig an Tetris. Die Regisseurin nutzt diese „Würfel“ so geschickt, dass nahezu alle Schauspieler immer auf der Bühne sind und einfach hinter den Elementen auftauchen und dort auch wieder verschwinden. Die Geschichte wird durch die oft plötzlich erscheinenden Figuren wirklich lebendig. Mal wird so ein Würfel zum Geldautomaten, das andere Mal dient er als Polizeiinspektion.

Die sonderbare Welt des Christopher Boone im Stück der Autoren Mark Haddon und Simon Stephens wird zusätzlich greifbar durch Licht und Musik (Christoph Biribauer), die die Wirkung der oftmaligen abrupten Wechsel zwischen inneren Monologen und äußren Szenen verstärken. Eine wirklich schöne Geschichte, die für Jugendliche eine klare Botschaft hat: Man kann alles erreichen, auch wenn man anders ist.

Supergute Tage - Aufführungen bis 17. Juni im Schauspielhaus Salzburg
Bilder: SSH/Gregor Hofstätter