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Bei den (zu) Reichen und Schönen

SCHAUSPIELHAUS / HAUTEVOLEE

11/09/22 „Beflegeln“ ist ein entschieden zu schwaches Wort für den Umgangston zwischen diesen Ehepartnern. Von der ersten Szene an werfen sie sich gegenseitig Dinge an die Köpfe, von denen ein jedes als Scheidungsgrund ausreichen würde. Warum sie verheiratet bleiben? „Ehevertrag“ ist das Zauberwort.

Von Reinhard Kriechbaum

Im Lauf der achtzig Minuten erfahren wir dann auch, in welchen Boom-Branchen die beiden Herren ihr Geld lukrieren: Smart-WCs bilden das Geschäftsfeld des einen, Low-coast-Begräbnisse jenes des anderen. Ein Satiriker könnte mit diesen Ideen eine Wirtschaftskomödie vom Feinsten bauen. Das Feine ist in Hautevolee von der französischen Komödienschreiberin Josiane Balasko aber nicht so recht daheim. Es geht grob, deftig, unflätig her in dem mit Blattgold ausgelegten Chalet in den Schweizer Alpen. Dort sind die Superreichen gelandet, weil daheim in Paris hinter ihnen die Steuerfahndung her ist. Also abwarten, durchsitzen, die Zeit mit Saufen und ehelichem Nahkampf in Wort und Tat totschlagen. Eines der beiden Ehepaare hat einen Freund im Schlepptau, einen Guru. Das macht die Sache nicht leichter. Der gute Mann predigt Tee und Wasser. Wenn er sich unbeobachtet glaubt, frisst er Nudeln und säuft Bier. Weil handlungsmäßig nicht viel los ist in diesem Theaterstück, dürfen wir hier über seine Rolle nichts weiter preisgeben. Der letzte Anflug von Überraschung wäre dahin.

Mag sein, dass im französischen Originaltext mehr Subtilität und Hintergründigkeit steckt. Mit der Übersetzung des Schauspielhaus-Hausdramaturgen Jérôme Junod lässt sich wohl wirklich nicht mehr anfangen, als mit dem Holzhammer drüber zu gehen. Sprich, die Regisseurin Susi Weber führt uns anstelle von Charakteren grelle Zerrbilder vor. Wer Grimassenschneiden für Schauspielkunst hält, wird diesmal im Schauspielhaus-Studio allerbestens bedient. Allen Beteiligten muss man zugute halten: So etwas einen (wenn auch kurzen) Abend konsequent durchzuhalten, braucht auch gutes Bühnenhandwerk. Daran fehlt's niemandem im Ensemble, wobei die beiden Frauen (Susanne Wende und Christiane Warnecke) von der Stück-Anlage her die besseren Karten haben als die beiden Männer (Theo Helm und Simon Jaritz Rudle). Für die Leisheit von Johanna Egger (als dienstbarer Geist Leslie) und Lukas Weiss (als Guru im kostbarem weißen Pelz und gold-applizierten Gewand) ist man dankbar.

Ausstatterin Agnes Hamvas hat sich ein güldenes Bühnenbild ausgedacht, das die Inhaltsleere (des Stücks und der Charaktere) eins zu eins spiegelt. Nett ist der gelegentliche Durchblick in die Küche. Woraus des Guru dort für seine verkommene Klientel ein „Ragout der Freundschaft“ mixt, darf man natürlich auch nicht verraten. Wohl aber, dass alle anderen Komödien-Ingedienzien recht deftig zusammengemischt sind. Nicht gut, wenn man sich am Ende eines Theaterabends fragt, warum man das eigentlich hat anschauen müssen. Empfehlung: Programmhefttexte lesen, da wird das Anliegen besser vermittelt.

Aufführungen bis 29. Oktober im Schauspielhaus-Studio – schauspielhaus-salzburg.at
Bilder: Schauspielhaus Salzburg / Jan Friese

 

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