Ab ins Wasser!

LANDESTHEATER / SHAKESPEARE IM BAD

10/09/22 „Folgen sie uns in den Warmbadebereich.“ Das hört man nicht ungern an einem kühl-feuchten Septemberabend. Shakespeare im Park wäre derzeit doch gar zu ungemütlich. Da ist das Paracelsusbad eine ungewöhnliche, aber schon recht heimelige Alternative.

Von Reinhard Kriechbaum

Eine halbe Stunde vorher hätte man sogar baden dürfen, aber das hatten nicht gar so viele der Gäste wirklich vor. Deutlich mehr legeres Gewand als Badehosen und Bikinis also. Umso ausgiebiger das Gepritschel der fünf Darstellerinnen und Darsteller. Das hat mit der Schiffbruch-Szene aus Was ihr wollt angefangen und endete mit einem Sprung vom Dreimeter-Turm, als es gar zu verdreht herging mit den Liebes-Begierden, die man dem Sommernachtstraum entnommen hatte. Und ja, gen Troja sind die Griechen auch auf dem Seeweg gezogen, Troilus und Cressida lässt sich also ebenso gut am Poolrand ansiedeln – und Viola alias Cesario hat Orsinos Liebesbotschaft an Olivia sogar mit einem Vollbad im schwarzen Anzug verbunden. Dass sich auch Troilus und Cressida im feuchten Nass vergnügen – eh klar.

Shakespeare im Park ist ein Sommer-Dauerbrenner des Landestheaters in Leopoldskron. Wie es zum Abstecher ins Paracelsusbad kam? Dort hat man heuer die Ensembleporträts fürs Spielzeitheft aufgenommen, und bei der Gelegenheit hatte ein Mitarbeiter im Bad (und Theaterfan) die Idee: Warum nicht mal hier? Eine unkomplizierte Sache, wie sich zeigte. Einige Kostüme wird man danach trocknen und aufbügeln müssen, aber das ist auch ein vertretbarer Aufwand.

Mit Violas Schiffbruch im Sportbecken hat's also begonnen. Schwimmweste sei Dank ohne böse Folgen. Julia-Elena Heinrich hat dann gleich, bis zu den Wadeln im Kinderplantschbecken stehend, anschaulich geschildert, wie sie von Orsino zum Liebesboten gemacht wurde.

Der temperamentvoll-tollpatschige Troilus (Daniel Wagner) hat seine Liebesbezeugungen für Cressida (Sofia Payet) am und im Warmwasserbecken eingeübt.Und dort stand auch ein riesiges aufblasbares Einhorn bereit für weitere Vergnügungen a due. Britta Bayer als Olivia zeigte sich dem warmen Wasser auch nicht abhold, als es um die zielstrebige Annäherung an den vermeintlichen Boten Cesario (also die als Mann verkleidete Viola) ging. Eigentlich ist nur Franziska Stebler, die einige von Julius von Maldeghem vertonte Songs zum Besten gab, einigermaßen trocken geblieben. Das Schäferspiel aus dem Wintermärchen, ein Stück Liebesverwirrung aus dem Sommernachtstraum, ein musikalischer Textfetzen aus Cymbeline... All das lässt sich, wie sich zeigte, unverkrampft Viola und Olivia, Troilus und Cressida überstülpen  den Golden Lads & Girls (so heißt die Produktion) .

Das Publikum folgte folgsam dem Matrosen mit Gong von Station zu Station. An Liegestühlen fehlt's nicht im Paracelsusbad. Irgendwie gemütlicher als im Park von Leopoldskron, und verstehen tut man auch mehr als im Freien. Der Programmzettel ist sicherheitshalber laminiert. Nässe ist ja nicht auszuschließen an dem Ort.

Die zweite Aufführung am Samstag (10.9.) im Paracelsusbad ist ausverkauft, aber man hofft, im nächsten Jahr weitere Vorstellungen dort anbieten zu können – www.salzburger-landestheater.at
Bilder: Salzburger Landestheater / Tobias Witzgall