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Theater zu? „King Lear“ dichten!

KULTUR – VIRTUELL

30/10/20 Ein Sprung zurück ins von der Pest durchseuchte England der Shakespeare-Zeit: Wenn damals mehr als dreißig Londoner an der Seuche starben, war auch für Shakespeares Compagnie Schluss mit dem Theater – und da kamen zwischen 1603 und 1613 nicht weniger als 78 Monate zusammen!

Von Reinhard Kriechbaum

Carl Philip von Maldeghem hat auf der Homepage des Salzburger Landestheaters einen netten Brief seines Ingolstädter Intendanten-Kollegen Knut Weber veröffentlicht. Der Adressat: William Shakespeare. Mit einer wohlwollenden Antwort des Meisters ist nicht zu rechnen, man muss sogar daran zweifeln, dass er ihn überhaupt zu lesen kriegt im Jenseits. Aber uns können diese Zeilen durchaus Mut machen.

„Lieber William“, schreibt Knut Weber, „unser Leben ist in Unordnung. Verglichen mit Ihrem Leben und der Not in Ihrer Zeit relativiert sich unsere Not, die wir – bei unserem Wissensstand – weltweit deutlich besser managen könnten“. Shakespeare habe einige seiner größten Werke, King Lear oder Macbeth, in solchen Quarantäne-Zeiten geschrieben. „Und plötzlich werden unsere Klagen über die Unzumutbarkeiten eines Lockdowns für einige Wochen relativ und wirken kleinkariert.“

Übrigens argwöhnt der Ingolstädter Theaterintendant schon damals System hinter manchen Maßnahmen: „Manchen Ihrer Zeitgenoss*innen und der Obrigkeit war das willkommen: Theater als Orte der Leidenschaft, der Revolte und des kritischen Geistes konnten so leicht angegriffen und geschlossen werden.“ Mehr über die Pest in London kann man übrigens bei Daniel Defoe nachlesen.

Das Bild unten: ein Szenenfoto aus der Landestheater-Produktion Shakespeare im Park. Die Infektionsgefahr war gleich null.

Knut Webers Brief an Shakespeare
Bilder: Stadttheater Ingolstadt (1), Wikipedia (1); Salzburger Landestheater/Anna-Maria Löffelberger
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