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Spektakel der Sonderklasse

LANDESTHEATER / KICK IT LIKE BECKHAM

07/05/18 Die Geschichte über die Träume einer jungen Inderin in London, über Mädchen in klassischen Männerdomänen und Migration ist an sich schon gut. Farbenfrohe Kostüme, schwungvolle Musik und mitreißende Tanz- und Gesangs-Nummern machen die deutsprachige Erstaufführung von Howard Goodalls „Kick it like Beckham“ in der Regie von Carl Philip von Maldeghem zum Erlebnis.

Paula L. Trautmann

Jess Bhamra interessiert sich recht wenig für die Hochzeits-Vorbereitungen im West-Londoner Haus ihrer traditionell indisch lebenden Familie. Anstatt Jus zu studieren und einen Inder zu heiraten, will die 18-Jährige lieber Fußball spielen wie ihr Vorbild David Beckham. Die Kapitänin der Mädchen-Mannschaft „Hounslow Harriers“ bringt Jess ins Team, diese beweist ihr Talent und verliebt sich in den Trainer Joe. Davon dürfen die Eltern allerdings nichts wissen.

„Ich glaub daran und irgendwann wird alles ganz fabelhaft“, singt Elisa Afie Agbaglah, die Darstellerin der Jess. Die Geschichte über die Träume einer jungen Frau, über Mädchen in klassischen Männerdomänen und Migration ist an sich schon gut. Die hervorragende Gesangsleistung von Agbaglah macht das Musical nach Howard Goodall zum Erlebnis. Bergrós Reinhold beeindruckt als Trainerin Jules mit ihrer tragfähigen Stimme.

Gesang und Tanz in der Choreographie von Kate Watson und Josef Vesely, verschmolzen zum Gesamtkunstwerk. Dabei wurde jeder Schrit beflügelt von der temporeichen musikalischen Begleitung unter der Leitung von Wolfgang Götz.

Ein goldenes Pailetten-Oberteil, Rosa Samt-Hotpants, Plüsch-Schlappen oder eine pinke Lacktasche: Die Outfits von Jess Schwester Pinky, dargestellt von Janina Raspe, und der Mutter ihrer Freundin Jules (Anja Clementi) bedienen zwar jedes Klischee, sind aber gerade aufgrund ihrer Übertriebenheit amüsant.

Insgesamt sind die Kostüme von Ausstatter Christian Floeren fabelhaft farbenprächtig und sitzen bis ins kleinste Detail. Besonders die indischen Saris mit bunten Verzierungen oder goldenen Stickereien sind ein Traum. Wandlungsfähig ist das Bühnenbild: Ob indisches Wohnzimmer, Schlafzimmer mit Fußballpostern, Flughafen oder Club – mit wenigen Handgriffen wird der Zuschauer in eine neue Welt versetzt. Dass das so hervorragend funktioniert, liegt auch an dem spannenden Videodesign von Sebastian Lang. Besonders die farbenprächtigen Mandalas sind hypnotisierend.

Die Arme beim Tanz in die Höhe gestreckt und ein Gesichtsausdruck, der zum Niederknien komisch ist. Christoph Wieschke spielt Jess Vater und unterhält geschickt mit Gestik und Mimik. Gregor Schulz gibt den Trainer Joe der in seinem goldenen Hemd Tanzbewegungen aus vergangenen Zeiten darbietet. Hanno Waldner stöhnt als schwuler Freund von Jess bei dem Anblick des Trainers nur „Oh der Bodyyy“. Und Anja Clementi als Paula Paxton, die bei dem Spiel ihrer Tochter übermütig eine Regenbogenfahne schwenkt, weil sie fälschlicherweise denkt sie sei lesbisch. Da sind humoristisch-ironische Glanzleistungen dabei. Bunt, laut und lebensfroh - die Produktion „Kick it like Beckham“ öffnet das Herz.

Kick it like Beckham - weitere Aufführungen im Landestheater bis 17. Juni – www.salzburger-landestheater.at
Bilder: LT / Eva-Maria Löffelberger

 

 

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