Einen alten Roman auffrisiert

SCHAUSPIELHAUS SALZBURG / NICHT SO WILD, EFFI

16/01/17 Der Gesellschaftsroman „Effi Briest“ von Theodor Fontane ist seit jeher ein Knüller für Deutschlehrer, Film, Funk und Theater und hat auch schon etliche Parodien überstanden. Die Katastrophen, die ein Ehebruch noch gegen Ende des 19. Jahrhunderts auslösen konnte, und die verlogene Moral, geben einiges an Komik her. Das Schauspielhaus zeigt mit drei Personen eine wirbelige Version. „Aber Effi!“

Von Werner Thuswaldner

Zuletzt hatte es beim Berliner Theatertreffen „Effi Briest“, eine Produktion aus Hamburg, als pointenreiche Radioshow gegeben. Die Verantwortlichen argumentierten, dass der Stoff für ein jüngeres Publikum „aufbereitet“ werden müsse. In Salzburg wird, wie die Premiere am Mittwoch (16.3.) im Schauspielhaus zeigte, unter dem Titel „Nicht so wild, Effi“ auch kräftig „aufbereitet“, entstaubt und mit Humor aufgepeppt.

Geht es darum, sich jungen Leuten anzubiedern? Regisseurin Marion Hackl findet in ihrer Version mit drei Darstellern ihr Auslangen: Jonas Breitstadt und Cora Mainz besuchen die Schauspielschule, Magdalena Oettl hat die Prüfung schon abgelegt. Die drei lesen zunächst aus der Reclam-Ausgabe vor. Es wird aber keine Hörstunde, nein, mehr action als Marion Hackl produzieren lässt, geht wohl nicht. Ja, es wird szenisch, der Schauplatz ist ein Wintergarten, darin zwei Fauteuils, die immer wieder hin und her geschoben werden wollen.

Dem Publikum sei geraten, höllisch aufzupassen, denn es bleibt kaum Zeit, herauszufinden, wer wen gerade darstellt. Die zwei Schauspielerinnen und der Schauspieler können ihre Identität blitzschnell wechseln. Niemand erhebt Anspruch, die alleinige Effi zu sein. Verdoppelungen passieren immer wieder. Was gesagt wird, stammt größtenteils von Fontane. Flapsige, selbstproduzierte textliche Zutaten erweisen sich vor allem als banal. Langeweile kommt nicht auf, weil der körperliche Einsatz des Ensembles großartig ist. Turn- und Tanzübungen gehören wie selbstverständlich dazu. Und gesprochen muss ja auch werden.

Ausstatter Johannes Stockinger hat eine bemerkenswerte Vorliebe für befremdliche Pumphosen.

Die Sorge quält einen, ob die Geschichte, die vermittelt werden soll, wegen des hohen Tempos wohl halbwegs bei den Adressaten ankommt. Gemeint ist die Geschichte von der jungen, temperamentvollen Effi, die mit dem trockenen Baron Instetten verheiratet wird und die was Heimliches mit dessen Freund, dem Major Crampas, anfängt. Der Ehrbegriff von damals forderte, dass der Nebenbuhler im Duell möglichst totgeschossen werden musste. Handlungselemente dieser Art werden einem per Video nahegebracht.

Wenn es vor allem Schulklassen sein werden, die kommen, und wenn der Unterricht ausreichend Vorbereitungsarbeit leistet, dann wird es wohl klappen. Das muntere Durcheinander auf der Bühne hat den Vorteil, unterhaltend zu sein, jedoch den Nachteil, dass es zu keiner ausreichend differenzierten Charakterzeichnung kommen kann.

Nicht so wild, Effi – Aufführungen bis 25. April im Studio des Schauspielhauses
Bilder: Schauspielhaus/Jan Friese