Weiter wachsen, bevor die andern größer sind

ARGEkultur / MOTZART / MICHAEL ALTINGER

31/01/17 Michael Altinger wird sich noch mächtig ins Zeug legen müssen, denn sein Programm "Hell", als österreich-Premiere am Montag Abend beim Kabarettfestival MotzArt in der ARGEkultur präsentiert, ist angeblich der Auftakt zu einer Trilogie.

Von Reinhard Kriechbaum

"Hell" lässt an den Gottseibeiuns und sein finsteres Reich denken, aber in Wirklichkeit meint der Kabarett-Meister aus Bayern den Beleuchtungszustand. Vornehmlich jenen in seinem Inneren. Altinger rechnet übrigens selbst nicht damit, die psychohygienische Selbst-Illumination lange aufrechterhalten zu können. Mitte 2019 will er einen Abend "Halblicht" folgen lassen, aufgeführt "in ausgewählten Opernhäusern des deutschsprachigen Raums". Treibt da einer mit Entsetzen Scherz? Gewiss doch, denn "Finster", Teil 3, soll dann "2022 als Dauergastspiel im Caesars Palace in Las Vegas die Trilogie beenden", lässt er uns wissen. Zapfenduster, das ist dann gewiss die rechte Ausleuchtung für die zweite Amtszeit von Donald Trump...

Aber jetzt, beim Salzburger MotzArt-Festival, haben wir den sympathischen Quatschkopf mit dem ungebrochenen Selbstbild des Durchblickers noch ganz hell erleben dürfen. Seine Seele ist ja so durchsichtig und klar wie das in seiner Heimat nach Reinheitsgebot gebraute Bier. Wenn's ihn ein wenig schleudert, dann gebraucht er die Mitvergangenheit (auf dieses Stilmittel weist er gerne hin), und wenn er gar nicht mehr weiter weiß, sagt er salopp: "Mich dünkt nach einem Liedlein." Dann ist die Ein-Mann-Band namens Martin Julius Faber gefragt. Der (etwas holprige) Hardrock hat sich ja schon bis Strunzenöd durchgesprochen, der imaginären Heimstatt von Michael Altinger.

Strunzenöd! Wenn man dort verpflanzt ist und mit zwei gesunden Beinen im vertrautem Sumpf watet, steht dem Durchblick nichts im Weg: Da durchschaut man alle Verschwörungstheorien. Vergleichsweise leicht zu entlarven ist die Story von der Mondlandung: "Die NASA hat in Hollywood angerufen, wegen eines Films über eine Mondlandung. Hollywood hat den Kostenvoranschlag geschickt. Dann hat die NASA gesagt, dann fliegen wir selber, das ist billiger." Schon verzwickter wird die Recherche, wer uns denn eigentlich jene Gitterkäfige eingebrockt hat, die mit Flusskiesel gefüllt werden und überall als Mauer- oder Gartenzaunersatz herumstehen. "Gabionen" heißen die Dinger (ehrlich, das haben wir gestern Abend bei Altinger gelernt). Ihre Beliebtheit rührt - so Altingers messerscharfe Analyse - daher, dass jeder, der das Wort kennt, so etwas auch sein Eigen nennen müsse.

Aber wer hat sie uns eingebrockt, die Gabionen, das Stand Up Paddling und andere Dinge? "Das Weltgeschehen wird dirigiert von sechzehn Männern", weiß Altinger. und der übelste Bursche davon ist Hell-mut Lux, eine Lichtgestalt des merkantilen Unfugs. Er residiert irgendwo in einem fernen Winkel dieser sinistren Welt, wo es nicht mal WLAN gibt. Ja, so geht das dahin bei Altinger, der glücklicherweise rasch durchschaut hat: "Kleine Fenster bringen uns nicht weiter" und gleich los rockt: "Wir müssen weiter wachsen, bevor die andern größer sind."

Die nächsten Gäste beim MotzArt-Festival: Heute Dienstag (31.1.) "Heilbutt & Rosen", am Mittwoch (1.2.) Christian Springer, am Donnerstag (2.2.) Andreas Revers - www.argekultur.at
Bild: www.michael-altinger.de / Volker Derlath