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Die Moors leben im Schloss Leopoldskron

SERVUS TV / LANDESTHEATER / DIE RÄUBER

05/09/16 Der ehemalige Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann, der inzwischen zum Red Bull Medienhaus gehört, experimentierte im Salzburger Landestheater mit einem Mix dramatischer Darstellungsweisen am Beispiel von Schillers „Räubern“.

Von Werner Thuswaldner

Gestern Sonntag (4.9.) waren auf SERVUS TV „Die Räuber“ nach Schiller zu sehen. Es war dies eine Übertragung aus dem Salzburger Landestheater - aber nicht im herkömmlichen Sinn. Schon am Samstag (3.9.) hatte man im Landestheater sehen können, wie Hartmann zu seiner speziellen Kunstform kommt. Das Resultat ist ein Mittelding zwischen Bühnenaufführung und Fernsehspiel. Hartmann spricht von einem „Hybrid“.

Der Regisseur kam vor Beginn der Vorstellung auf die Bühne und erklärte das Prinzip. Und das war für das Publikum das Besondere an dem Abend. Es konnte einen ausführlichen Blick in die Trickkiste des Fernsehens werfen und bekam mit, wie die Bilder zustande kommen. Was die Fernsehzuschauer zu sehen bekommen, konnte zugleich auf einem großen Screen über der Bühne beobachtet werden.

Acht Kameras kamen auf der Bühne zum Einsatz. Das Aufnahmeteam werkte nicht etwa im Verborgenen, sondern wie in einem Studio. Dennoch fand dort auch Theater statt. Als Zuschauer wechselte man immer wieder zwischen Bühne und Screen.

Gewöhnungsbedürftig war, dass die Szenen unten vielfach fragmentarisch erschienen. In der Eingangsszene etwa redet Franz Moor auf seinen Vater ein. Der ist aber gar nicht da. Franz Moor agiert vor einem „green screen“. Der Part des alten Moor, der vor seinem Schreibtisch sitzt, ist schon vorher aufgenommen worden. Aktuelle Aufnahme und Konserve werden auf dem Fernsehbild oben zusammengeführt.

Kommt man bei dieser Mixtur überhaupt dazu, sich in die Aufführung einzuleben? Hartmann spielt damit, einerseits Illusion zu erzeugen und hat andrerseits Spaß daran, sie zu brechen, indem er herzeigt, wie sie gemacht wird. Für das Publikum gibt es eine zusätzliche Hilfe: Der Räuber Spiegelberg fungiert zugleich als Erzähler und erklärt – wie das vom Schulfunk bekannt ist – was vorgeht. So wird immer wieder deutlich gemacht, dass uns hier Schauspieler eine Geschichte vorspielen.

Der Ablauf ist nicht so holprig, wie er nach dieser Schilderung erscheinen mag, sondern durchaus flüssig. Hartmann bietet – bis auf die bewussten Brüche – realistisches Theater. Er zeigt, wie Karl Moor, der in Leipzig studiert, gemeinsam mit anderen auf Abwege geraten ist, wie er aber versucht, mit seinem Vater daheim wieder ins Reine zu kommen und sich vornimmt, sich um seine Braut Amalia zu kümmern. Sein böser Bruder Franz aber durchkreuzt als geschickter Intrigant diesen Plan. Karl fühlt sich zurückgestoßen und wird zum Räuberhauptmann.

Es ist amüsant zu sehen, dass die Moors im Schloss Leopoldskron zu Hause sind. Auf einer Bank davor wirbt der Bösewicht Franz um die verzweifelte Amalia. Das Bemühen, jedem in der zusammengewürfelten, hoch motivierten Räuberbande und der armen Amala Profil zu geben, ist unverkennbar. Mehr darstellerische Brillanz wäre jedoch durchaus willkommen. Die Besetzung hat aber auch Glanzlichter: Friedrich von Thun ist der alte Moor und Tobias Moretti hält als überaus skurriler Pater den Räubern eine Standpauke. Wie der liebenswürdige Operettenkönig Harald Serafin als Hausknecht Daniel in der Aufführung untergekommen ist, verwundert. Mit reichlich Augenrollen und Zähnefletschen weist Emanuel Fellmer nach, was für ein verwerflicher Charakter dieser Franz Moor ist.

Im Theater gab es am Ende frenetischen Beifall. Eine weitere Aufführung fand am Sonntag (4.9.), im Landestheater statt. Vorstellungen sind auch in den Theatern Wolfsburg, beim Theaterfestival Hamburg und im Wiener Volkstheater geplant.

Über die Produktion: www.servustv.com
Bilder: Servus TV

 

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