Party von morgen steigt heute

SOMMERSZENE

12/05/22 Von 9. bis 24. Juni steigt die Sommerszene. Als „Performing Arts Festival“ wollen Angela Glechner und ihr Team „die Vielfalt der darstellenden Kunst“ präsentierten. 17 Projekte aus sechs Ländern stehen auf dem Plan. Zeigen will man, „wie wichtig Kunst, in ihrer analogen Form und in fordernden Zeiten ist“.

Von Heidemarie Klabacher

Die Eröffnung steigt heuer „erst- und einmalig“ im ziemlich größten Rahmen, den Salzburg zu bieten zugleich mit der kleinsten Form, die die Tanzkunst aufzuweisen hat: „In der Felsenreitschule zeigt der Münchner Choreograph Moritz Ostruschnjak sein Solo Tanzanweisungen. It won't be like this forever. Den nur dreißigminütigen Abend schildert Angela Glechner, die Intendantin der Sommerszene, als „eine choreographische Tour de Force, bei der Schuhplattler und Grand Jeté, Boxtrippelschritte und Breakdance Moves, Stampfen, Klatschen und Federn auf mitreißende Weise zu einem aktuellen gesellschaftspolitischen Statement werden“.

Auf dem Programm stehen siebzehn Projekte aus Brasilien, Belgien, Großbritannien, Italien, Deutschland und Österreich. Mittels Tanz und Choreographie werden Fragen gestellt – etwa nach politischer Macht und ökologischer Ohnmacht oder nach dem Verhältnis von Architektur und Natur. Paarverhalten wird ebenso thematisiert, wie kollektive Wut über soziale Missstände, über autoritäre Regime oder ganz konkret das Zwangsarbeiterlager Maxglan. Dazu gehören – neben Moritz Ostruschnjak mit Tanzanweisungen – Ginevra Panzetti und Enrico Ticconi mit AeReA, die Rabtaldirndln mit Betongold, Hungry Sharks mit Beton brut, Jan Martens mit Sweat Baby Sweat, Lia Rodrigues Fúria oder Applied Theatre goes Sommerszene. Insgesamt zehn Schauplätze in der Stadt Salzburg werden von von 9. bis 24. Juni bespielt. 

Auf seinem Spaziergang durch die ganze Welt mach das Theater-Label Rimini Protokoll auch bei der Sommerszene in Salzburg Station. Zehn Kurzhörspiele, zehn Spaziergänge, Ziele sind Parks, Supermärkte, Spielplätze oder Teiche: The Walks verbinden, so Angela Glechner, „Menschen rund um den Globus durch eine einfache menschliche Handlung, das Gehen“. Die brasilianische Choreographin Lia Rodrigues gastiert mit ihrem Gruppenstück Fúria zum ersten Mal in Salzburg. „Der Abend ist eine Hymne an das Leben, eine schier überbordende Feier des menschlichen Daseins und gleichzeitig ein wütendes Tableau Vivant“, so Angela Glechner. lena Fokina, ehemaliges Ensemblemitglied bei Wim Vandekeybus und Sasha Waltz, lässt sich für Fly Me To The Moon von Stanislav Lems Büchern inspirieren. Für die sechsköpfige Gruppe der Salzburger Truppe Bodhi Project „inszeniert sie eine choreographische Reise, bei der die grenzenlosen Fähigkeiten des menschlichen Körpers und der menschlichen Seele“ erforscht werden. Leere Bühne. Frau und Mann: Schon 2011 choreographierte der Belgier Jan Martens mit
Sweat Baby Sweat eines „meist berührenden Duette der Tanzgeschichte“, erinnert Angela Glechner. Bis heute „ein berührender, poetischer Pas de deux und eine Liebeserklärung an den Tanz und das Leben“. Die Truppe Forced Entertainment richtet mit Tomorrow's Parties einen Wettstreit der Utopien aus. Die Rabtaldirndln dürfen nicht fehlen, im städtischen Schwank Betongold versuchen sie sich als Bauunternehmer.

Das Salzburger Kollektiv ohnetitel installieren ein neues Amt für Salzburg, das POP-AMT. „In dieser temporären Behörde, einmalig während der Sommerszene geöffnet, dreht sich alles um Musik.“ Helene Weinzierl und ihre Kompanie CieLaroque bitten m it der Tanzimprovisation Here and Now an öffentliche Plätze, laden das Publikum ein, Musikwünsche zu äußern – und improvisiert darüber. Lehen Surprise heißt es zwei Tage lang im StadtWerk Lehen. „Das Areal mit seinen Plätzen, Nischen, Grünflächen, Wänden und Kultureinrichtungen wird zum Schauplatz für Performances, Tanz, Installationen, Interventionen und ein Konzert.“ Auftreten werden Salzburger und Wiener Künstlertruppen, darunter gold extra, salon emmer oder The Voice Breakers.

Sommerszene – 9. bis 24. Juni - www.szene-salzburg.net
Bilder: SSz / Wilfried Hösel (1); Expander Film (1)