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Faxen mit Fleisch und Flaxen

WINTERFEST / ONLY BONES

12/12/19 Only Bones v1.0 heißt das Stück. Aber es gibt viel weniger Knochen und mehr Faxen mit Fleisch und Flaxen bei der dritten Winterfest-Premiere am Mittwoch (11.12): Thom Monckton und sein köstlicher und hochkomischer Körper-Zirkus.

Von Erhard Petzel

Blaulicht. Zwei Hände. Das Wimmelleben eines Korallenriffs. Stachelwurm, Schwarm, Qualle und Oktopus. Nach dem Wimpernschlag eines Blackouts stehen plötzlich drei Beine auf einem Sessel. Das schmälere wird als Hand entlarvt, worauf sich eine Körperinbesitznahme der beiden Hände unter ständigem Gehachle abspielt. Thom Moncktons Originalton lautet mit Wispern, Rascheln, Keckern und ist so infantil-hintergründig verspielt, wie der Umgang mit seinem Fleisch und Bein. Im meist flotten Tempo der Aktionen baut der Artist langsam Motive und Reizzonen auf und überrascht mit absurdem Ulk, der seinen Erfahrungshintergrund durchaus im realen Leben abholt. So wird das Abreißen eines Heftpflasters zum nur bedingt vorhersehbaren Zwischen-Höhepunkt eines hektischen Finger-Dramas auf Kniegrund.

In der Folgeszene landen die animalischen Streitfinger auf einem Tablett und gefährden sich mit Nagellack, Erste-Hilfe-Maßnahmen inklusive. Kälte führt das Fingerspiel zu Körper-Lampe mit Babylicht, das Lichtein-Lichtaus-Spiel stellt endlich den ganzen Mann heraus, allerdings mit kapuzenindizierter Matschbirne.

Es wird virtuose Ewigkeiten in Anspruch nehmen, bis der Kopf endlich steht. Dann muss er noch zurechtgemodelt werden. Der nächste plastelin-modellierte Animationsfilm fände hier Anregungen zuhauf. Eigentlich nicht zu fassen, wie das Ebenbild Gottes eine solche Fülle völlig verblödelter Antlitze hervorbringen kann, das in ständiger Bewegung und in stimmiger Entwicklung.

Wer seinen Körper so zum Spielzeug umfunktioniert hat, führt Sportveranstaltungen mit dem Adamsapfel durch. Brustkorb und Licht inszenieren Triumph und Not des Apnoetauchers. Ein eigenes Kapitel ist die Kontrolle über die unbotmäßige Zunge, die ein abgefahrenes Spiel mit dem erlaubt, was in bürgerlichen Kreisen als Sprache missverstanden wird. Die wahren Geschichten brauchen offenbar keine Worte, die ohnehin Großteils missverstanden werden. Das vormals animalische Wesen der Hände setzt sich in der Lautbildung fort, wobei Eindeutiges verfremdet und kombiniert, das Publikum zum akustischen Ideengeben animiert wird.

In der Schlussphase virtuoser Slapstick nach Einspielung, bei dem etliche der eingeführten Elemente eine weitere Steigerung erfahren. Bewunderungswürdig, wie der Körper-Komödiant Monckton, der sich als Zirkuskünstler versteht, witzige Bewegungen zunächst isoliert und in Folge mit weiteren Bewegungsmustern zu Hiphop-Beats kombiniert. Das alles auf einem kleinen, rot umrandeten Kreis von etwa einem Quadratmeter Grundfläche. Eine verbale Botschaft mit freundlichem Sinn seinem Publikum und Aufführungsort gegenüber muss da zum plötzlichen Ende führen. Der heute in Finnland lebende Neuseeländer sucht als Reaktion auf die große Welt die kleine Bühne. In diesem intimen Ambiente ist er ein verspielter, geschmeidiger, gewandter, sympathischer, humorvoller und überaus gewitzter Gigant.

Bilder: Winterfest / Erika Mayer
Das Winterfest im Volksgarten - bis 6. Jänner -  www.winterfest.at
Zum Interview mit Thom Monckton
Minimal-Knochen-Dichte

 

 

 

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