… die hat einen andern erwählt

UNIVERSITÄT MOZARTEUM / BAROCKNACHT

28/05/19 Junges Glück. Grollende Eifersucht. Gockelgebaren der Herren, amüsierte Distanz der Dame... Leicht hat es der Tanz nicht, glaubwürdig Emotion darzustellen. Erstaunlich, dass all diese Gefühle in seidenem Reif- und Gehrock glaubwürdiger daherkommen, als mit den deutlich radikaleren Mitteln mancher Performance. Im Zentrum der Barocknacht stand die szenische Produktion der Ballett-Oper Terpsichore von Georg Friedrich Händel.

Von Heidemarie Klabacher

Apollo, Sohn des Zeus, Gott des Lichts, der Heilkunst und der Bogenschützen, der Musik, der Dichtkunst und des Gesangs bittet auf Anfrage der für den Liebesgesang zuständigen Muse Erato die für den Tanz zuständige Muse Terpsichore, die Formen und Charaktere der Liebe tanzend darzustellen: Mit Terpsichore als Prolog mit Ballett und Primadonna wurde eine ursprünglich jämmerlich gefloppte Händel-Oper zum Publikums-Magneten im neuen Covent Garden Theatre. Dass Barocktanz auch anno 2019 nicht einfach nur geziertes Gehopse in niedlichen Schuhen sein muss, zeigte die Aufführung der kostbaren Rarität am Sonntag (26.5.) im Herzen der Barocknacht der Universität Mozarteum.

Terpsichore ist eine Gemeinschaftsproduktion namhafter Institutionen unter der musikalischen Leitung von Alfredo Bernadini. Die Mitwirkenden sind Studierende der Universität Mozarteum, der Hochschule für Künste Bremen, des Royal College of Music London und der der Schweizer Barocktanz-Companie Chorea Basileae unter der Leitung von Mojca Gal. Nach der Aufführung in Salzburg geht das Gesamtensemble auf Tournee zu den Musikfestspielen Potsdam Sanssouci, sowie nach Bremen und London.

Die Barocknacht begann um 17 Uhr bei strahlendem Sonnenschein, das letzte der insgesamt fünf Konzerte stand um 22 Uhr auf dem Programm. Im Zentrum des Marathons also die Mini-Ballett-Oper, die ihrerseits zwei Prologe brauchte, um ihr „Abend-Fünftel“ zu füllen.

So erklang zunächst Händels Concerto grosso F-Dur, ein Neu-Aufguss der Wassermusik mit Hörnern statt Trompeten und eben in F- statt D-Dur: Das war mitreißend vom ersten Takt an, von Alfredo Bernardini, seit 2014 Professor für historische Oboe am Mozarteum, mitreißend und swingend auf Touren gebracht, die in die Beine führen, obwohl hier noch gar nicht getanzt wurde.

Danach spielte das junge Expertenensemble die Ballettfantasie Les caractères de la danse von Jean-Féry Rebel (etwas früher geboren und etwas früher verstorben als Händel): Auf kaum zehn Minuten Spielzeit wurden in insgesamt 14 Miniaturen bekannte Tänze von Bouree und Chaccone über Gavotte und Gigue bis hin zu Rigaudon und Passepied durchdekliniert – und getanzt von der Companie Chorea Basileae.

Danach hatte endlich Terpsichore ihren Aufritt. Der so kundige stilgetreue und zugleich charmant-sinnliche Zugang von Mojca Gal und die virtuose Umsetzung ihrer Truppe wird ebenso in Erinnerung bleiben, wie die virtuosen Gesangssolisten. Elizaveta Velokon und Tetiana Dyiu ließen die atemberaubenden Koloraturen von Apoll und Erato mit grandioser Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit perlen und funkeln ließen. Die Tanz- und Gesangsnummern verflechten sich zu einen charmanten Reigen barocker Künste auf höchstem zeitgenössischen Interpretations-Nivaeu. Ein hinreißendes Erlebnis.

Bilder: dpk-klaba